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Berlinale 2025 - 15 Kritiken mit Mickey 17, If I Had Legs I'd Kick You & Magic Farm

15 Filme der Berlinale 2025 rezensieren wir hier in einem heiteren Rutsch mit dem Kaffeemann und Daniel! Aufgelistet bedeutet das Kritiken zu: Kaj ti je deklica, Dreams (jedoch nicht der Gewinnerfilm mit identischem englischen Titel…), Hot Milk, Mickey 17, Reflet dans un diamant mort, Welcome Home Baby, La Tour de Glace, If I Had Legs I’d Kick You, After This Death, Der Kuss des Grashüpfers, Pa-gwa, Magic Farm, Fremde Stadt, Bajo las banderas, el sol & Delicious. Auch Heldin haben wir übrigens beim Festival gesichtet, über den sprechen wir jedoch erst sehr bald, zum regulären deutschen Kinostart.

Göteborg Film Festival 2025 - Tag 6 & 7 mit Julie Delpy, Werner Herzog & fünf Filmen

Brobert & Daniel schöpfen an den letzten gemeinsamen Tagen beim Göteborg Film Festival 2025 noch einmal aus den Vollen - mit fünf Filmen und dem Besuch einer Ehrenpreisverleihung für Julie Delpy. Deren Film Meet the Barbarians haben wir in ihrer Anwesenheit geguckt. Davor und danach sahen wir Julie Keeps Quiet, Under the Volcano, The Wailing sowie die fiktive Dokumentation About a Hero, bei der eine künstliche Intelligenz versucht hat, einen Werner-Herzog-Film nachzuahmen.

Göteborg Film Festival 2025 - Tag 4 & 5 mit Der Brutalist, Super Happy Forever & Shorts

Im Vergleich zu Tag 2 & 3 haben Brobert und Daniel an den Tagen 4 & 5 beim Göteborg Film Festival 2025 auf den ersten Blick weniger, eigentlich aber viel mehr gesehen. Während Super Happy Forever besser nur ein Kurzfilm geworden wäre, haben die beiden nämlich auch eine Reihe tatsächlicher Kurzfilme gesichtet. Und mit The Brutalist zu Broberts Geburtstag anschließend den mit Abstand längsten, wahrscheinlich besten Festivalbeitrag.

Göteborg Film Festival 2025 - Tag 2 & 3 mit Mond, September 5, The End & mehr

Tag 2 & 3 beim Göteborg Film Festival 2025 fassen wir in dieser längeren Podcast-Folge abendlich am Küchentisch in Schweden zusammen. Brobert & Daniel haben nämlich einiges gesehen. Mond aus Österreich und September 5 als deutsche Produktion waren dabei die stärksten Filme, dicht gefolgt von Joshua Oppenheimers The End. Presence von Steven Soderbergh und Desert of Namibia wussten nur bedingt zu überzeugen, während uns Sanatorium Under the Sign of the Hourglass erbarmungslos hat einschlafen lassen.

La Cocina: Der Geschmack des Lebens - Verborgene Welt einer Großküche

La Cocina: Der Geschmack des Lebens von Regisseur Alonso Ruizpalacios steckt voller brillanter Szenen mit starkem Schauspiel, treffenden Aussagen und fantastischer Bildsprache. Wären diese doch bloß auf 90 Minuten kondensiert zusammengestellt worden, anstatt die Ereignisse einer Großküche unter einem Restaurant am New Yorker Times Square über fast 140 Minuten lang immer theatralischer eskalieren zu lassen. So ist es immer noch ein guter Film - aber eben auch einer mit frustrierend viel mehr Potenzial, um das er sich im eigenen Rausch beraubt hat.

Juror #2 - Nicht mehr als ein Dilemma

Auf einen Geschworenen prasseln vor Gericht nicht nur Zweifel an der Schuld des Angeklagten ein. Er hegt sogar den schlimmen verdacht, wahrscheinlich selbst Schuld am Tod jener jungen Frau zu haben, um deren vermeintliche Ermordung es im Prozess geht. Clint Eastwoods womöglich letzter Kinofilm als Regisseur beginnt mit einer verzwickten moralischen Frage. Er erzählt von diesem Punkt aus in Juror #2 aber insgesamt zu wenig spannendes.

Shikun - Herdentrieb im Wohnkomplex

Dokumentarische Ästhetik und theaterhafte Inszenierung sollen das Bühnenstück Die Nashörner von Eugène Ionesco lose adaptiert, mehr als Inspiration umgesetzt, auf die Kinoleinwand bringen. Regisseur Amos Gitai gelingt das mit Shikun nur bedingt und insgesamt zu arm an inhaltlicher Vielschichtigkeit, als dass dessen filmisch reduzierte Darstellung nicht schnell bloß in gut gemeinte, stark gespielte Banalität abdriftet.

We Live in Time - Von Anfang an am Ende

Linear erzählt wäre We Live in Time nicht unbedingt ein schlechter, aber auch kein besonderer Film gewesen. Deswegen haben Drehbuchautor Nick Payne und Regisseur John Crowley ihr Drama um ein Liebespaar wild hin und her durch die Jahre springen lassen, wobei so früh so viel vorweg genommen wird, dass die Erzählung dadurch bloß an Reiz verliert. Und wir auf diese Weise doch bei einem eher schlechten Film gelandet sind.

Die Saat des heiligen Feigenbaums - Widerstand wächst heran

Die reine Existenz dieses Films ist Protest. Heimlich im Iran gedreht, zeigt Die Saat des heiligen Feigenbaums von Mohammad Rasoulof sehr spannend und authentisch wie der Bevölkerungswiderstand gegen die repressive Regierung im Jahr 2022 auf die Familie eines regimetreuen Ermittlungsrichters abfärbt. So wie ein mordender Staat seine Bürger*innen von oben herab als Parasit zunehmend ersticken kann, sehen wir hier, wie die Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit, von den Wurzeln aus, hoffnungsvolle Triebe zur Gegenwehr schlägt.

Die leisen und die großen Töne - Ein solcher Film kann also auch mal sehr gut sein!

Französische Erfolgsfilme waren in den vergangenen Jahren nicht immer tatsächlich auch wirklich gut, viel zu oft zudem Vorlagen für noch schlechtere deutsche Komödien. Obwohl En Fanfare bei uns, wenig vielversprechend anmutend, auf Postern wie ein eben solcher Film präsentiert wird und mit “Die leisen und die großen Töne” eher sperrig umbenannt wurde - hat er Daniel, entgegen aller Erwartung, ausnahmsweise wirklich gut gefallen!

All We Imagine As Light - Lichtblicke zwischen Desillusionen

Payal Kapadias vielbeachteter Cannes-Erfolg All We Imagine As Light wirft sein kühles Licht auf das wahre Mumbai von heute. Auf Augenhöhe mit zwei Frauen im Mittelpunkt, die mit anderen Erwartungen in die große Stadt gezogen waren und die miteinander ihre Sehnsüchte, Ängste und Träume teilen - während uns ihr Alltag und ihr Umfeld als Zuschauer immer tiefer in die authentische Erlebniswelt des Films hineinziehen.

OverExposition: A Different Man - Sein Gesicht verloren (Kritik & Interpretation)

Für Daniel ist A Different Man der bessere Joker, der bessere The Substance und erinnert teilweise auch an Charlie Kaufmans Synecdoche, New York. Die düstere Komödie von Regisseur und Autor Aaron Schimberg verkommt außerdem nicht zu einer reinen Mitleidsnummer, wie etwa Aronofskys The Whale. Dazu trägt besonders Schauspieler Adam Pearson bei, der aufgrund von Neurofibromatose im wahren Leben jene Maske als echtes Gesicht trägt, welche Protagonist Edward im Film erst in Schubladen vergräbt, dann aber so dringend wieder braucht. Eine Letzte Filmkritik mit separatem Spoiler-Teil und Interpretation.

Here - In einem Raum durch die Zeit

“Was denken Kinobesucher bei Here?” - “Ach wär ich doch nicht hier!” - Robert Zemeckis fügt seinen Spätwerken einen weiteren langweiligen, teilweise unangenehm anzusehenden Kitschfilm mit Starbesetzung hinzu, dessen Computereffekte grauenhaft steril aussehen. Wir können nur froh sein, dass er sich unter einem Zeitreisefilm nicht schon 1985 so etwas seelenlos-langweiliges vorgestellt hat.

Rich Flu - Grippe ist auch keine Lösung

Vom Regisseur der beiden “Schacht”-Filme kommt nun die Krankheit, von der bestimmt nicht wenige, dem Kapitalismus überdrüssige Leute da draußen träumen dürften. Rich Flu handelt um eine Grippe, die zuerst alle Superreichen, nach und nach dann auch die Normalreichen, bloß aufgrund ihres Reichtums, aus dem Leben scheiden lässt. Was von Beginn an plump klingt, ist es dann auf volle Länge gesehen leider auch. Eine einzelne Szene vom Ende konnte Daniel allerdings dennoch begeistern.

The Outrun - Schöner Entzug

Nora Fingscheidt inszeniert nach Systemsprenger erneut authentisch und hervorragend besetzt die Geschichte eines Härtefalls, der oft die Kontrolle über sich selbst verliert und auch anderen dabei schadet. Dieses Mal geht es um die Alkoholsucht einer jungen Erwachsenen, brillant gespielt von Saoirse Ronan. The Outrun ist mit seiner nicht-linearen Erzählweise jedoch nicht ganz so spannend und effektiv. Was nach dem Kinobesuch bleibt, sind am ehesten die sehr schönen Bilder vom Entzug auf schottischen Inseln.

Caddo Lake - Lost im Sumpf

Zwei Zöglinge von M. Night Shyamalan haben für den US-Streaming-Dienst MAX einen Mystery-Film in amerikanischem Hinterland-Sumpf-Setting geschrieben und verfilmt. Bei uns kommt dieses durchschnittliche Werk, dessen Handlung viel zu früh all ihre Geheimnisse verrät, sogar ins Kino. Caddo Lake hat aber tatsächlich nur das Format einer schnell wieder vergessenen Streaming-Produktion nach Vorbild vieler vergangener, deutlich besserer Filme und Serien wie Lost, Dark und The Butterfly Effect.

Emilia Pérez - Die nette Tante mit dem vielen Geld

Als Mischung aus Musical und Gangster-Drama ist Emilia Pérez prädestiniert dafür, ein originelles Kino-Erlebnis zu bieten. Dieses Versprechen löst der Cannes-Hit von Regisseur Jacques Audiard dann sogar noch viel überraschender erzählt und überdies stark inszeniert auf der Leinwand ein. Und das nicht bloß qualitativ hochwertig gemacht, fantastisch besetzt, sondern auch inhaltlich in der Summe durchweg als erwachsenes Unterhaltungswerk voll ungewöhnlicher Wendungen, das sich weder bierernst nimmt, noch in andauernde Albernheit verirrt. Obwohl das Konzept auf dem Papier absolut verrückt klingt.