Das Imperium - Spaceballs auf öde geblödelt

Es ist nicht alles Gold (oder Silber), was auf der Berlinale einen Bären gewinnt. Mit dem Jury-Preis hatte uns das Festival Anfang des Jahres auf Das Imperium (Original: L’Empire) neugierig gemacht. Ein noch abgedrehteres Spaceballs aus Frankreich, das Außerirdische in einem kleinen Dorf mit Lichtschwertern und nackten Körpern einen interstellaren Krieg austragen lässt? Gerne doch. Leider wandert die Sci-Fi-Parodie von Bruno Dumont allzu schnell in die alberne Blödel-Ecke und ein paar wenige gute Ideen haben wir woanders längst besser gesehen.

No Other Land - Ihre Hoffnung stirbt erst, wenn wir alle wegsehen

Nein, dies ist kein antisemitischer Film. Die auf der Berlinale prämierte Dokumentation No Other Land und deren sowohl israelische als auch palästinensische Regisseure sehen sich bis heute Anfeindungen ausgesetzt, von Leuten, die wahrscheinlich deren Film nicht einmal gesehen haben. Dieser zeigt hautnah die Perspektive von Dorfbewohnern im Westjordanland, die mit Gewalt und Entzug der Lebensgrundlagen aus ihrer Heimat vertrieben werden sollen.

Die Witwe Clicquot - Verniedlichung einer Erfolgsgeschäftsfrau

Die Witwe Clicquot ist mal wieder so ein biografischer Film einer bemerkenswerten Erfolgsfrau, aus einer viel weniger emanzipierten Zeit als heute, welcher dem Werk und der Lebensleistung der wahren Person dahinter nicht im geringsten gerecht wird. Die “Grande Dame de Champagne” wird hier dramaturgisch verniedlicht, der Fokus des Films marginalisiert mehr als er sinnvoll kondensiert und am Ende bleibt beim Publikum wohl nur das wunderschöne Gesicht der Hauptdarstellerin wirklich in Erinnerung.

Gladiator II - Wir senken beide Daumen

Teil eins war eine von Daniels ersten DVDs, trotzdem hat er sich nie ein direktes Sequel zu Gladiator gewünscht. 24 Jahre später startet Gladiator II einfach trotzdem in den Kinos. Ohne Russell Crowe, wieder von Ridley Scott, aber ausdrücklich einstimmig ohne unsere Empfehlung. Denn auch Patrick aus Hürth hat nicht zuletzt die glaubwürdigere Inszenierung der Arenakämpfe aus dem Vorgänger sehr vermisst.

Red Rooms - True Crime als toxischer Fetisch (Kritik & Interpretation)

Von True-Crime-Faszination bis zu Darkweb-Mythen verwebt Red Rooms: Zeugin des Bösen viel reale Schrecklichkeit und auch etwas grausame Fantasie zu einer vielschichtigen Charakterstudie, die sich erst nach und nach sehr spannend für uns Zuschauende entfaltet. Im Online-User-Namen der Hauptfigur steckt ein Schlüssel zum tieferen Verständnis des Films - wie wir in dieser Rezension mit viel Interpretation, samt separatem Spoiler-Teil über das Filmende sowie dessen Bedeutung, herausstellen.

Blitz - Nur blitzschnell wieder vergessen

Blitz von Sir Steve McQueen ist einer dieser durchweg gut gemachten, gut gespielten, gut gemeinten Filme mit historischem Background, die dramaturgisch zu wenig bieten, um dauerhaft in Erinnerung zu bleiben. Die Ambition, in einem Zweiter-Weltkrieg-Setting auch mal nicht bloß generische weiße Männer und Frauen und deren Erfahrungen zu dieser Zeit zu berücksichtigen, ist richtig und wichtig. Es fehlt hier eben nur der interessante Film oder zumindest die spannende Geschichte, um dies auch stark erzählt ans Publikum heran zu führen.

Anora - Mein Milliardär, seine Eltern und ich

Eine Komödie, ein Drama, eine authentische Darstellung von Sexarbeit und Dynamiken zwischen Arm und Reich in der westlichen Welt. Mit Anora hat Regisseur Sean Baker ein modernes Aschenputtel-Märchen, aber auch Pretty Woman und Meine Braut, ihr Vater und Ich mit neuem Setting in die Realität geholt.

Dahomey - Kunst reist heim, Diskurs kehrt ein

Im Dokumentarfilm und Berlinale-Gewinner Dahomey begleitet Regisseurin Mati Diop nicht nur die Rückführung einiger geraubter Kunstobjekte von Frankreich nach Benin in Afrika, sondern zeigt auch, wie viel Potenzial für wichtigen Diskurs in dieser Rückkehr steckt. Und weshalb es mit einer kleinen Geste der Einsicht ehemaliger Kolonialmächte längst nicht getan ist, wenn Museen weiterhin ihrer Heimat entrissene Kunst ausstellen, ohne deren rechtmäßigen Erben Autorität und Selbstbestimmung über die eigenen Kulturgüter zu gewähren, die für sie Identität bedeuten.

Venom: The Last Dance - Großes Fazit zur ganzen Trilogie

Loorie Wutz und Daniel Pook haben sich für Die Letzte Filmkritik das Triple-Feature mit allen drei Venom-Kinofilmen angesehen. Wenn auch in falscher Reihenfolge - mit The Last Dance zuallererst. Im Direktvergleich zeigt sich, dass Teil 3 ganz klar der Schwächste der Reihe ist, sogar die visuellen Effekte bei den Vorgängern besser aussahen. Dennoch ist Loorie als totale Quereinsteigerin jetzt Fan von Venom geworden, während Daniel zumindest weiterhin darauf beharrt, dass er nicht versteht, warum viele Kritiker die Comic-Verfilmungen mit Tom Hardy im Schnitt sehr viel härter beurteilen als viele andere, nicht unbedingt so viel bessere Genre-Vertreter.

Smile 2 - Erzeugt Auswegslosigkeits-Fatigue

Ehe auch nur ein Grinsen auf der Leinwand zu sehen war, befürchtete Daniel beim Kinobesuch zuerst einmal, er sei versehentlich durch die falsche Tür gegangen. Nach verwirrendem Beginn, stellte sich diese Furcht jedoch als falsch heraus und es lief tatsächlich wie gewünscht “Smile 2: Siehst du es auch?” in seinem Saal. Es sollte der angsteinflößendste Moment des Nachmittags bleiben. Obwohl das Sequel weniger unfreiwillig komisch und insgesamt auch etwas besser gemacht ist als sein überraschend erfolgreicher Vorgängerfilm.

The Apprentice: The Trump Story - Nichts als die Wahrheit

The Apprentice - The Trump Story brilliert mit dem Spagat, den jungen Donald Trump jr. in seinen Lehrjahren wahrheitsgetreu abzubilden, ohne ihn durch Slapstick oder überzogene Satire als reine Witzfigur darzustellen. Absurd und faszinierend genug ist schon die reale Geschichte, wie aus dem Mieteintreiber seines Vaters jener Donald Trump wurde, der es bis zum US-Präsidenten gebracht hat. Welche Regeln ihn bis heute prägen, wer ihm diese beibrachte und warum einfach alles an diesem Menschen mehr Schein als sein ist, bringt Regisseur Ali Abassi hier exzellent in nur knapp zwei Stunden mit seinen hervorragenden Hauptdarstellern Sebastian Stan und Jeremy Strong auf den Punkt und die Leinwand.

The Beast - Traumhafte Verpuppung

The Beast ist eine ungewöhnliche Literatur-Adaption und ein oft nicht auf Anhieb als solcher erkennbarer Science-Fiction-Film zugleich. Bertrand Bonellos neustes Werk ist anspruchsvoll inszeniert und verlangt von uns Zuschauern viel Bereitschaft dazu, sich regelrecht hypnotisieren und so selber in die verworrene Traumwelt der Simulation im Film ziehen zu lassen. Bei Daniel gelang dies etwas überzeugender als bei Patrick - beide aber empfehlen La bête, so der französische Originaltitel, vor allem für geneigte Programmkinobesucher.

Dieses Gefühl, dass die Zeit, etwas zu tun, vorbei ist - Einsam in Beziehungen

Meistens nackte Hauptrollen in ihren Filmen zu spielen, während sie auch Regie führt und das Drehbuch geschrieben hat, kennt Daniel von Joanna Arnow nur zu gut. Denn er hat bereits jahrelang ihre wunderbar authentischen, unglaublich amüsanten, brutal ehrlich und trocken inszenierten Filme auf der Berlinale und bei anderen Festivals genossen, sie dort auch schon interviewen dürfen. Im Kinolangfilm Dieses Gefühl, dass die Zeit, etwas zu tun, vorbei ist kulminieren ihre vorhergegangenen Werke in einer biografischen Charakterstudie.

Transformers One - Jugendlich, bunt, endlich ohne Menschen

Transformers One gehört zwar offiziell zum Kanon der Michael-Bay-Realverfilmungen des Hasbro-Spielzeugs, entledigt sich aber vieler typischer Störfaktoren, die wir mit den Bayformers gewöhnlich verbinden. Und es mopst sich den Animationsstil der Spider-Verse-Erfolgsfilme. Sicherlich nicht auf dem gleichen Niveau wie die Spinnenmenschen von Sony Pictures, dennoch als Cartoon-Actionspaß für ein jüngeres Publikum viel besser gelungen als die meist verblödeten, von nervigen Menschen durchzogenen Transformers Life-Action-Varianten.

Thelma: Rache war nie süßer - Mit Shaft, Charme & Elektromobil

So sehr Daniel in seiner Filmkritik auch herausstellen mag, das Thelma: Rache war nie süßer eigentlich mehr wie ein aufwändiger produzierter Fernsehfilm inszeniert wurde, so ist es aktuell im Kino doch nach längerem mal wieder ein Film, an dem so ziemlich jede Altersklasse einer großen Familie Gefallen finden dürfte. Liebenswert amüsant ist das Ganze, dank der über 90 Jahre alten Hauptdarstellerin June Squibb und dem original Shaft (Richard Roundtree), sowieso.

Architecton - Von totem Beton & lebendigen Steinen

Zwischen neuen und alten Ruinen, Megalith im Libanon und Steinkreis im Garten, Gerölllawine am Berg und modernem Rohbau aus Maschinen, eröffnet Architecton uns ein emotionales Verständnis und weit umfassendes Bewusstsein für leblosen Beton im Kontrast zu natürlichem Stein. Mit seinen spektakulären, eindrucksvoll gefilmten Bildern von Natur und Bauwerken ist die kunstvolle Dokumentation ein Kino-Highlight des Jahres, das die große Leinwand auch wirklich verdient hat. Nur wenige nachdenklich stimmende Worte von Architekt und Designer Michele De Lucchi fügen Victor Kossakovskys Meisterwerk gerade genug verbalen Kontext hinzu, um unseren Gefühlen und Gedanken beim Betrachten vieler abstrakter Momente einen inhaltlichen Anker zu bieten.

Joker: Folie à Deux - Critiques divisées

Joaquin Phoenix und Lady Gaga singen und tanzen sich durch einen Joker-Film, der sich sogar noch weiter von zuvor bekannten Adaptionen der Comic-Figur weg bewegt, als schon der erste Teil. Daniel feiert die inhaltliche Kehrtwende von vielem, was Zuschauer im Vorgänger erkannt haben wollen und hat auch die Musical-Szenen durchaus genossen. Patrick hätte sich dagegen weniger von genau diesen Show-Sequenzen gewünscht - und hat auch sonst nicht so viel Gefallen an Folie à Deux gefunden.