OverExposition: Nach der Kinopause: Filmkritik auf dem Prüfstand

Seit Monaten blieben Kinosäle wegen Covid-19 zwangsläufig genau so leer wie unser Posteingang für Einladungen zu Pressevorführungen. Doch haben wir die wöchentlichen Filmstarts am Fließband wirklich so vermisst oder kam die Pause mal ganz willkommen? Patrick & Daniel reflektieren darüber im OverExposition-Podcast und ziehen Schlüsse für ihre künftige Herangehensweise als Kritiker.

OverExposition: Wie gut haben uns Pandemiefilme vorbereitet?

Pandemien und tödliche Viren sind in Filmen seit jeher längst allgegenwärtig. Und damit meinen wir nicht nur Zombie-Apokalypsen oder den zuletzt oft erwähnten Contagion, der seinerseits stark von realen SARS-Fällen inspiriert war. Doch haben wir aus der Vielzahl oft sehr unterschiedlicher Szenarien im Kino denn auch nützliches für unseren heutigen Covid-19-Alltag lernen können?

Filmmenü - Good Time & Uncut Gems

Es ist angerichtet… zu einem saftigen Special über die zwei jüngeren Filme der Safdie-Brüder. Uncut Gems aka Der Schwarze Diamant wird vielerorts als einer der besten Filme des letzten Jahres gefeiert, hat dank Adam Sandler und Netflix enorme Aufmerksamkeit generiert. Solche Wertschätzung hätte Good Time mit Robert Pattinson allerdings viel, viel mehr verdient.

Filmmenü - Honey Boy & Zac Efron als Ted Bundy

Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile hätte nicht mehr so gut in unsere Titelzeile gepasst, deswegen haben wir das Serienmörder-Biopic dort einfach so genannt, wie es ohnehin fast jeder macht. Zusammen mit Honey Boy holen wir in diesem Filmmenü endlich nach, was uns bei Sundance 2019 seinerzeit verwehrt geblieben ist.

Tiger King - Ein Käfig ohne Helden

Katzenhorderin Saskia und Wuschelmähne Daniel würden optisch beide gut in Joe Exotics Zoo passen und sich nahtlos unter den hunderten Großwildkatzen dort einfügen. Wohl fühlen würden sie sich dort jedoch selbst als Menschen nicht - trotzdem wird bezüglich der Bewertung von Tiger King als Doku hier nicht nur harmonisch geschnurrt.

Filmmenü - Bloodshot, Brahms & Emma

Es ist angerichtet… zu einem Solo-Filmmenü von Daniel, der mit Brahms: The Boy II nachträglich kurzen Prozess macht, bei Bloodshot mit Vin Diesel immerhin der Grundidee etwas abgewinnen kann und beim besten Film der Woche, nämlich Emma, ganz ehrlich sagen muss, dass der einfach leider nicht seinen Geschmack trifft.

Onward: Keine Halben Sachen - Pixars magischer Road Trip

Ein Wiederbelebungszauber geht schief und so haben zwei Trollbrüder nur die lebendigen Beine ihres verstorbenen Vaters, samt seines Zauberstabs, im Kinderzimmer stehen. Klingt zweideutig und noch nicht wirklich spannend, doch Onward von Pixar entwickelt sich von da an zu einem überraschend unterhaltsamen Fantasy-Road-Trip.

Just Mercy - Nichts als die Wahrheit

Just Mercy hätte eine übertrieben glorifizierende, überdramatisierte Hollywood-Version über die wahre Geschichte eines Anwalts werden können, der sich für ungerecht behandelte Todeskandidaten und gegen die von Rassismus durchtränkte US-Justiz Ende der 80er einsetzt. Bryan Stevenson, den Fall Walter McMillian und die Gründung der Equal Justice Initiative getreu den Fakten, fast schon ernüchternd nahbar zu inszenieren, ist die große Stärke dieser bemerkenswerten Justizbiografie.

Der Unsichtbare - Lasst ihn nicht ungesehen

Mit dem aktuellen Remake von The Invisible Man vollbringt einer der Saw-Erfinder das Kunststück, einen Horrorfilm über einen Unsichtbaren so gut auf Basis realer Ängste und echten Psychoterrors modern neu zu interpretieren, dass Daniel nur paradox dazu raten kann: Den müsst ihr im Kino SEHEN!

The Gentlemen - Rollen & Anzüge maßgeschneidert

Guy Ritchie liefert endlich mal wieder einen waschechten Guy-Ritchie-Film ab. Bei The Gentlemen sitzen die top besetzten Rollen genau so vortrefflich wie ihre maßgeschneiderten Anzüge. Kein Snatch oder Lock, Stock & Two Smoking Barrels und doch gelungene Unterhaltung im Genre der zu Verbalentgleisungen neigenden Gangster.

Filmmenü - 21 Bridges, Ruf der Wildnis & Fantasy Island

Es ist angerichtet… zu einem Solo-Filmmenü von Daniel, der irgendwie auch etwas froh ist, dass sein guter Freund Patrick sich das grausig blöde Kino-Remake Fantasy Island ersparen durfte. Auch Ruf der Wildnis wird er in seinem Filmlogbuch sicherlich nicht vermissen und 21 Bridges kann jeder getrost irgendwann mal nebenbei Zuhause nachholen.

Sundance '20 - Zum Abschied Farewell

Never Rarely Sometimes Always sehen wir bei Sundance wirklich schlechte Filme und das so benannte Drama um zwei Teenager, die ohne das Wissen ihrer Eltern ein Kind abtreiben lassen wollen, gehört sogar zu den richtig guten. Dicht gefolgt von Farewell Amor und Lost Girls, die alle viel mehr überzeugen konnten als der vorab eigentlich von uns favorisierte Black Bear.

Sundance '20 - Tesla & das Pferdemädchen

Sundance-Veteran Ethan Hawke erinnert die Welt im gleichnamigen Film als gleichnamiger Erfinder daran, dass Tesla lange vor Elektroautos und Elon Musk eigentlich Nikola hieß. Alison Brie erinnert sich als Horse Girl selber an Dinge, die kein normaler Mensch erlebt haben kann. Wir würden Amulet und The Last Thing He Wanted gerne wieder vergessen, während Run Sweetheart Run mal wieder ein besserer Blumhouse-Film geworden ist.