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Anora - Mein Milliardär, seine Eltern und ich

Eine Komödie, ein Drama, eine authentische Darstellung von Sexarbeit und Dynamiken zwischen Arm und Reich in der westlichen Welt. Mit Anora hat Regisseur Sean Baker ein modernes Aschenputtel-Märchen, aber auch Pretty Woman und Meine Braut, ihr Vater und Ich mit neuem Setting in die Realität geholt.

The Beast - Traumhafte Verpuppung

The Beast ist eine ungewöhnliche Literatur-Adaption und ein oft nicht auf Anhieb als solcher erkennbarer Science-Fiction-Film zugleich. Bertrand Bonellos neustes Werk ist anspruchsvoll inszeniert und verlangt von uns Zuschauern viel Bereitschaft dazu, sich regelrecht hypnotisieren und so selber in die verworrene Traumwelt der Simulation im Film ziehen zu lassen. Bei Daniel gelang dies etwas überzeugender als bei Patrick - beide aber empfehlen La bête, so der französische Originaltitel, vor allem für geneigte Programmkinobesucher.

Dieses Gefühl, dass die Zeit, etwas zu tun, vorbei ist - Einsam in Beziehungen

Meistens nackte Hauptrollen in ihren Filmen zu spielen, während sie auch Regie führt und das Drehbuch geschrieben hat, kennt Daniel von Joanna Arnow nur zu gut. Denn er hat bereits jahrelang ihre wunderbar authentischen, unglaublich amüsanten, brutal ehrlich und trocken inszenierten Filme auf der Berlinale und bei anderen Festivals genossen, sie dort auch schon interviewen dürfen. Im Kinolangfilm Dieses Gefühl, dass die Zeit, etwas zu tun, vorbei ist kulminieren ihre vorhergegangenen Werke in einer biografischen Charakterstudie.

Thelma: Rache war nie süßer - Mit Shaft, Charme & Elektromobil

So sehr Daniel in seiner Filmkritik auch herausstellen mag, das Thelma: Rache war nie süßer eigentlich mehr wie ein aufwändiger produzierter Fernsehfilm inszeniert wurde, so ist es aktuell im Kino doch nach längerem mal wieder ein Film, an dem so ziemlich jede Altersklasse einer großen Familie Gefallen finden dürfte. Liebenswert amüsant ist das Ganze, dank der über 90 Jahre alten Hauptdarstellerin June Squibb und dem original Shaft (Richard Roundtree), sowieso.

Architecton - Von totem Beton & lebendigen Steinen

Zwischen neuen und alten Ruinen, Megalith im Libanon und Steinkreis im Garten, Gerölllawine am Berg und modernem Rohbau aus Maschinen, eröffnet Architecton uns ein emotionales Verständnis und weit umfassendes Bewusstsein für leblosen Beton im Kontrast zu natürlichem Stein. Mit seinen spektakulären, eindrucksvoll gefilmten Bildern von Natur und Bauwerken ist die kunstvolle Dokumentation ein Kino-Highlight des Jahres, das die große Leinwand auch wirklich verdient hat. Nur wenige nachdenklich stimmende Worte von Architekt und Designer Michele De Lucchi fügen Victor Kossakovskys Meisterwerk gerade genug verbalen Kontext hinzu, um unseren Gefühlen und Gedanken beim Betrachten vieler abstrakter Momente einen inhaltlichen Anker zu bieten.

Die Fotografin - Ein zu normaler Film für diese besondere Frau

Kate Winslet ist eine hervorragende Schauspielerin. Daniel wünschte nur, uns diesen Aspekt vor Augen zu führen, wäre etwas weniger der Fokus von Die Fotografin gewesen. Das allzu gewöhnliche Biopic über eine alles andere als gewöhnliche Frau hätte aus dem unglaublichen Leben und Werk von Lee Miller sehr viel mehr eindringliches auf die Leinwand transportieren müssen.

Memory - Keine bleibende Erinnerung

Dass Patrick und Daniel das Drama Memory schon kurz nach Sichtung beinahe vergessen hätten, passt zur Demenz einer der Hauptfiguren im Film. Regisseur und Drehbuchautor Michel Franco hat zwar jede Menge Indie-Festival-Darling-Klischees angehäuft, das Ganze dann aber viel zu inkonsequent erzählt und arg beliebig auf Nummer sicher gefilmt.

OverExposition: Megalopolis - Coppolas Utopie lässt uns diskutieren

Ist Megalopolis episches Theater als Film oder doch nur Kuddelmuddel ohne schlüssiges Ende? Irgendwo dazwischen schaffen es Patrick und Daniel tatsächlich irgendwann, sich auf grundsätzliches zu einigen. Obwohl sie Francis Ford Coppolas Vision einer Utopie, an deren Verfilmung er 47 Jahre lang überlegt und gearbeitet haben soll, durchaus unterschiedlich empfunden haben. Eine Diskussion über Motive, Erzählweise und Aussagen von Megalopolis. Mitsamt Warnung vor der schlechten deutschen Synchronisation!

Dìdi - Der normale Junge, dem nichts gelingt

Dìdi ist verdammt amüsant. Aber eigentlich lachen wir bei diesem Coming-of-Age-Film oft auch etwas über uns selbst, da wir wohl alle sehr ähnliche Cringe-Momente der Zeit, als wir noch 13 Jahre alt waren, in unseren Erinnerungen mit uns tragen. Und selbst falls nicht, ist dieser Sundance-Hit ein empfehlenswerter Ritt durch turbulente, sehr authentisch nacherzählte Jugendtage von Regisseur Sean Wang.

OverExposition: Schirkoa - Der Meilenstein, über den kaum jemand spricht

Daniel ist doch sehr verwundert. Da erscheint mit Schirkoa: In Lies We Trust ein Animationsfilm im Kino, dessen Produktionsprozess ohne jeden Zweifel wegweisend für die Zukunft des Filmemachens ist. Und in den meisten Filmkritiken wird dem nur irgendwo ein kleiner Nebensatz gewidmet. Grund genug, auf seinen ausführlichen Golem.de-Artikel, über Schirkoa und dessen Entstehung in der Unreal Engine, jetzt noch diesen mehr als einstündigen Podcast zum spannenden, andernorts so sträflich übersehenen Thema folgen zu lassen.

Touch - Berührt vielleicht ein Rentnerpublikum

Ein älterer Herr aus Island versucht seine Jugendliebe in Japan ausfindig zu machen. Parallel dazu sehen wir in allzu herbstlich orange eingefärbten Rückblenden, wie sich die beiden einst in einer Restaurantküche kennenlernten. Touch ist kein schlechter Film, aber irgendwie doch nur typisches Rentnerkino.

Longlegs - Hat am Ende doch nur kurze Beine

Longlegs überzeugt mit starker Inszenierung, einigen gelungen gruseligen Momenten sowie einer weiteren bizarren Darbietung des Nicolas Cage. Aber der “gruseligste Film des Jahrzehnts”, wie es anderorts wohl schon geheißen haben soll? Diese Messlatte solltet ihr hier wirklich nicht anlegen. Auch, da Autor und Regisseur Oz Perkins seinen schaurigen Zauber vom Beginn nicht wirklich ins letzte Drittel des Films transportieren kann.

Love Lies Bleeding - Spielt mit seinen Muskeln, verliert dann die Puste

Die erste Hälfte von Love Lies Bleeding hat Patrick und Daniel so verzücken können, dass sie den Film schon als sicheren Kandidaten ihrer Top-5-Listen zum Ende des Jahres gesehen hatten. Das Ende der 80er spielende Drama, mit fantastischer Besetzung, um eine intensive Beziehung zweier Frauen im Rausch zwischen Aufputschmitteln, Body-Building und den toxischen Männern in ihrem Umfeld, nimmt dann aber einen ziemlich enttäuschenden Verlauf.

Problemista - Vom Einwandern & Einfrieren

A24 bringt mal wieder einen Indie-Debüt-Kinofilm groß raus, hierzulande im Verleih von Universal erschienen. Problemista von und mit Julio Torres kann uns zwar nicht vollends begeistern, die kreativ-verrückte Linse von Hauptfigur Alejandro hat uns in Ansätzen trotzdem amüsieren und auch etwas an Napoleon Dynamite oder die Filme von Wes Anderson erinnert.

Late Night With the Devil - Entertainment ist ein Teufelspakt

Late Night With the Devil ist ein Film über die gruselige Machtmaschine Fernsehgerät, die Anfälligkeit von Zuschauern für Manipulation, eine Geschichte über den Preis des Erfolges eines charismatischen Moderators und die Skrupellosigkeit der Unterhaltungsbranche hinter den Kulissen, nur um die Nummer 1 zu werden - aber in allererster Linie ist dieser Film einfach eine verdammt unterhaltsame Fernsehshow von 1977. Die es nie gegeben hat.

May December - Fassadenstudie

Ein Skandal, der viele Jahre später als romantische Beziehung weitergelebt wird, soll Gegenstand einer Hollywood-Verfilmung werden. So die Handlung des aktuell tatsächlich im Kino laufenden Films May December von Todd Haynes, dessen Inspiration dazu auf demselben wahren Skandal und seinen realen Protagonist*innen beruht, die Geschehnisse von früher aber eigentlich gerade nicht verfilmt - und deswegen so gut ist!

Robot Dreams - Zu viel Lob für nur ganz netten Kinderfilm

Manche wollen in Robot Dreams ganz tolle Science-Fiction erkannt haben. Andere sprechen oder schreiben von zutiefst emotionalen Momenten. Patrick und Daniel hingegen finden den Oscar-nominierten Animationsfilm von Regisseur Pablo Berger zwar keinesfalls schlecht, halten das Presse-Echo drumherum jedoch für maßlos übertrieben. Als Kinderfestival-Kurzfilm hätte ihnen die Roboter-Hund-Geschichte jedenfalls mehr als gelangt. Für Erwachsene als Langfilm im Kino ist das Ganze dafür eher nur… nett eben.