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Universal Language - Filmsprache kennt keine Grenzen

Ein fiktives Winnipeg mit gemischt kanadisch-persischer Kultur, in dem Farsi und Französisch gesprochen wird - aber auch ein diebischer Truthahn sein Unwesen treibt und ein kleiner Schüler aussieht wie Groucho Marx. Wer hätte gedacht, dass diese ungewöhnliche Mixtur von Regisseur Matthew Rankin nicht weniger als ein Meisterwerk ergibt. Hört Daniel hier in unserem Podcast ausführlich über Universal Language referieren und interpretieren.

Göteborg Film Festival 2025 - Tag 6 & 7 mit Julie Delpy, Werner Herzog & fünf Filmen

Brobert & Daniel schöpfen an den letzten gemeinsamen Tagen beim Göteborg Film Festival 2025 noch einmal aus den Vollen - mit fünf Filmen und dem Besuch einer Ehrenpreisverleihung für Julie Delpy. Deren Film Meet the Barbarians haben wir in ihrer Anwesenheit geguckt. Davor und danach sahen wir Julie Keeps Quiet, Under the Volcano, The Wailing sowie die fiktive Dokumentation About a Hero, bei der eine künstliche Intelligenz versucht hat, einen Werner-Herzog-Film nachzuahmen.

Göteborg Film Festival 2025 - Tag 4 & 5 mit Der Brutalist, Super Happy Forever & Shorts

Im Vergleich zu Tag 2 & 3 haben Brobert und Daniel an den Tagen 4 & 5 beim Göteborg Film Festival 2025 auf den ersten Blick weniger, eigentlich aber viel mehr gesehen. Während Super Happy Forever besser nur ein Kurzfilm geworden wäre, haben die beiden nämlich auch eine Reihe tatsächlicher Kurzfilme gesichtet. Und mit The Brutalist zu Broberts Geburtstag anschließend den mit Abstand längsten, wahrscheinlich besten Festivalbeitrag.

Göteborg Film Festival 2025 - Tag 2 & 3 mit Mond, September 5, The End & mehr

Tag 2 & 3 beim Göteborg Film Festival 2025 fassen wir in dieser längeren Podcast-Folge abendlich am Küchentisch in Schweden zusammen. Brobert & Daniel haben nämlich einiges gesehen. Mond aus Österreich und September 5 als deutsche Produktion waren dabei die stärksten Filme, dicht gefolgt von Joshua Oppenheimers The End. Presence von Steven Soderbergh und Desert of Namibia wussten nur bedingt zu überzeugen, während uns Sanatorium Under the Sign of the Hourglass erbarmungslos hat einschlafen lassen.

La Cocina: Der Geschmack des Lebens - Verborgene Welt einer Großküche

La Cocina: Der Geschmack des Lebens von Regisseur Alonso Ruizpalacios steckt voller brillanter Szenen mit starkem Schauspiel, treffenden Aussagen und fantastischer Bildsprache. Wären diese doch bloß auf 90 Minuten kondensiert zusammengestellt worden, anstatt die Ereignisse einer Großküche unter einem Restaurant am New Yorker Times Square über fast 140 Minuten lang immer theatralischer eskalieren zu lassen. So ist es immer noch ein guter Film - aber eben auch einer mit frustrierend viel mehr Potenzial, um das er sich im eigenen Rausch beraubt hat.

Shikun - Herdentrieb im Wohnkomplex

Dokumentarische Ästhetik und theaterhafte Inszenierung sollen das Bühnenstück Die Nashörner von Eugène Ionesco lose adaptiert, mehr als Inspiration umgesetzt, auf die Kinoleinwand bringen. Regisseur Amos Gitai gelingt das mit Shikun nur bedingt und insgesamt zu arm an inhaltlicher Vielschichtigkeit, als dass dessen filmisch reduzierte Darstellung nicht schnell bloß in gut gemeinte, stark gespielte Banalität abdriftet.

We Live in Time - Von Anfang an am Ende

Linear erzählt wäre We Live in Time nicht unbedingt ein schlechter, aber auch kein besonderer Film gewesen. Deswegen haben Drehbuchautor Nick Payne und Regisseur John Crowley ihr Drama um ein Liebespaar wild hin und her durch die Jahre springen lassen, wobei so früh so viel vorweg genommen wird, dass die Erzählung dadurch bloß an Reiz verliert. Und wir auf diese Weise doch bei einem eher schlechten Film gelandet sind.

All We Imagine As Light - Lichtblicke zwischen Desillusionen

Payal Kapadias vielbeachteter Cannes-Erfolg All We Imagine As Light wirft sein kühles Licht auf das wahre Mumbai von heute. Auf Augenhöhe mit zwei Frauen im Mittelpunkt, die mit anderen Erwartungen in die große Stadt gezogen waren und die miteinander ihre Sehnsüchte, Ängste und Träume teilen - während uns ihr Alltag und ihr Umfeld als Zuschauer immer tiefer in die authentische Erlebniswelt des Films hineinziehen.

The Outrun - Schöner Entzug

Nora Fingscheidt inszeniert nach Systemsprenger erneut authentisch und hervorragend besetzt die Geschichte eines Härtefalls, der oft die Kontrolle über sich selbst verliert und auch anderen dabei schadet. Dieses Mal geht es um die Alkoholsucht einer jungen Erwachsenen, brillant gespielt von Saoirse Ronan. The Outrun ist mit seiner nicht-linearen Erzählweise jedoch nicht ganz so spannend und effektiv. Was nach dem Kinobesuch bleibt, sind am ehesten die sehr schönen Bilder vom Entzug auf schottischen Inseln.

Emilia Pérez - Die nette Tante mit dem vielen Geld

Als Mischung aus Musical und Gangster-Drama ist Emilia Pérez prädestiniert dafür, ein originelles Kino-Erlebnis zu bieten. Dieses Versprechen löst der Cannes-Hit von Regisseur Jacques Audiard dann sogar noch viel überraschender erzählt und überdies stark inszeniert auf der Leinwand ein. Und das nicht bloß qualitativ hochwertig gemacht, fantastisch besetzt, sondern auch inhaltlich in der Summe durchweg als erwachsenes Unterhaltungswerk voll ungewöhnlicher Wendungen, das sich weder bierernst nimmt, noch in andauernde Albernheit verirrt. Obwohl das Konzept auf dem Papier absolut verrückt klingt.

Spiders: Ihr Biss ist der Tod - Plattenbau als Büfett für Spinnen

Aus Frankreich überrascht aktuell ein Spinnen-Horrorfilm, der uns nicht zuletzt mit seinen authentischen Hauptfiguren im Setting eines sozialen Wohnungsbaus überzeugt hat. Das Hochhaus im Brennpunktbezirk als Quarantänezone tut sein Übriges zur beklemmenden Atmosphäre bei. Allerdings hätten ein paar Spinnen weniger Spiders wahrscheinlich in seiner zweiten Hälfte noch etwas spannender gemacht.

Des Teufels Bad - Wahrer Horror in echten Wäldern

Des Teufels Bad ist praktisch wie The Witch aus Österreich. Und sogar fast genau so gut! Wobei es hier nicht um okkultes geht, sondern in erster Linie um vielfach real vorgekommene Fälle sehr gläubiger Frauen im 18. Jahrhundert, die Morde an Kindern begangen haben, in der Hoffnung dafür hingerichtet zu werden. Dies sahen sie als Loophole an, um vor dem Tode noch eine Beichte ablegen und so in den Himmel kommen zu können. Wohingegen der Freitod garantierte Hölle bedeutet hätte. Im Film erleben wir sehr authentisch wirkend, wie sich schwere Depressionen im Umfeld kleiner Dörfer zu dieser Zeit vielfach abgespielt haben müssten. Und all das ist - auch ohne übersinnliche Momente - hier wahrer Horror in echten Wäldern.

Das Imperium - Spaceballs auf öde geblödelt

Es ist nicht alles Gold (oder Silber), was auf der Berlinale einen Bären gewinnt. Mit dem Jury-Preis hatte uns das Festival Anfang des Jahres auf Das Imperium (Original: L’Empire) neugierig gemacht. Ein noch abgedrehteres Spaceballs aus Frankreich, das Außerirdische in einem kleinen Dorf mit Lichtschwertern und nackten Körpern einen interstellaren Krieg austragen lässt? Gerne doch. Leider wandert die Sci-Fi-Parodie von Bruno Dumont allzu schnell in die alberne Blödel-Ecke und ein paar wenige gute Ideen haben wir woanders längst besser gesehen.

Red Rooms - True Crime als toxischer Fetisch (Kritik & Interpretation)

Von True-Crime-Faszination bis zu Darkweb-Mythen verwebt Red Rooms: Zeugin des Bösen viel reale Schrecklichkeit und auch etwas grausame Fantasie zu einer vielschichtigen Charakterstudie, die sich erst nach und nach sehr spannend für uns Zuschauende entfaltet. Im Online-User-Namen der Hauptfigur steckt ein Schlüssel zum tieferen Verständnis des Films - wie wir in dieser Rezension mit viel Interpretation, samt separatem Spoiler-Teil über das Filmende sowie dessen Bedeutung, herausstellen.

Anora - Mein Milliardär, seine Eltern und ich

Eine Komödie, ein Drama, eine authentische Darstellung von Sexarbeit und Dynamiken zwischen Arm und Reich in der westlichen Welt. Mit Anora hat Regisseur Sean Baker ein modernes Aschenputtel-Märchen, aber auch Pretty Woman und Meine Braut, ihr Vater und Ich mit neuem Setting in die Realität geholt.

The Beast - Traumhafte Verpuppung

The Beast ist eine ungewöhnliche Literatur-Adaption und ein oft nicht auf Anhieb als solcher erkennbarer Science-Fiction-Film zugleich. Bertrand Bonellos neustes Werk ist anspruchsvoll inszeniert und verlangt von uns Zuschauern viel Bereitschaft dazu, sich regelrecht hypnotisieren und so selber in die verworrene Traumwelt der Simulation im Film ziehen zu lassen. Bei Daniel gelang dies etwas überzeugender als bei Patrick - beide aber empfehlen La bête, so der französische Originaltitel, vor allem für geneigte Programmkinobesucher.

Dieses Gefühl, dass die Zeit, etwas zu tun, vorbei ist - Einsam in Beziehungen

Meistens nackte Hauptrollen in ihren Filmen zu spielen, während sie auch Regie führt und das Drehbuch geschrieben hat, kennt Daniel von Joanna Arnow nur zu gut. Denn er hat bereits jahrelang ihre wunderbar authentischen, unglaublich amüsanten, brutal ehrlich und trocken inszenierten Filme auf der Berlinale und bei anderen Festivals genossen, sie dort auch schon interviewen dürfen. Im Kinolangfilm Dieses Gefühl, dass die Zeit, etwas zu tun, vorbei ist kulminieren ihre vorhergegangenen Werke in einer biografischen Charakterstudie.

Thelma: Rache war nie süßer - Mit Shaft, Charme & Elektromobil

So sehr Daniel in seiner Filmkritik auch herausstellen mag, das Thelma: Rache war nie süßer eigentlich mehr wie ein aufwändiger produzierter Fernsehfilm inszeniert wurde, so ist es aktuell im Kino doch nach längerem mal wieder ein Film, an dem so ziemlich jede Altersklasse einer großen Familie Gefallen finden dürfte. Liebenswert amüsant ist das Ganze, dank der über 90 Jahre alten Hauptdarstellerin June Squibb und dem original Shaft (Richard Roundtree), sowieso.