Sultanas Traum - Utopie von 1905 ist heute noch Science-Fiction
Isabel Hergueras Debütfilm Sultanas Traum ist eine bemerkenswerte filmische Umsetzung und Weiterentwicklung von Rokeya Sakhawat Hossains feministischer Science-Fiction-Geschichte, die ursprünglich 1905 veröffentlicht wurde. Der Roman handelt vom fiktiven Ladyland, wo Frauen die dominante Macht innehaben und nachhaltige Technologien nutzen um ein wahres Utopia zu erschaffen. Diese Geschichte wird im Film durch eine komplex verschachtelte Erzählstruktur neu interpretiert, bei der sowohl eine an die spanische Regisseurin angelehnte Hauptfigur in Indien auf den Roman stößt, dessen Hintergründe beginnt zu erkunden, wir aber auch biografisch das Leben der Buchautorin kennenlernen. Jede Erzählebene hat dabei ihren eigenen, eindrucksvollen Zeichenstil.
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In dieser Filmkritik gibt es keine spaßverderbenden Spoiler. Ohnehin basiert Sultanas Traum auf einem bekannten Werk der Weltliteratur und biografischen Elementen über die Autorin des Romans.
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Hergueras Film fächert sich in drei ineinander verwobene Handlungsstränge auf: die persönlichen Erlebnisse einer spanischen Künstlerin in Indien, die historische und ideelle Auseinandersetzung mit Rokeya Sakhawat Hossain und die utopische Vision von Ladyland. Dabei schöpft der Film aus einem reichen Reservoir an Animationsstilen – von detailreichen 2D-Zeichnungen über expressives Schattenspiel bis hin zur kunstvollen Anwendung der Mehndi-Technik. Insbesondere die Verwendung von Mehndi, einer Kunstform, die gewöhnlich für temporäre Hautbemalungen genutzt wird, um die Welt von Ladyland zu gestalten, stellt eine innovative ästhetische Entscheidung dar, die dem Film eine unverwechselbare visuelle Identität verleiht.
Die Erzählung wird durch die Figur der Inés, einer Animationskünstlerin, die sowohl Schöpferin als auch Protagonistin ist, zusammengehalten. Ihre Reise spiegelt die filmische Erkundung von Identität, Kreativität und gesellschaftlicher Rolle der Frau wider. Die persönliche Verbundenheit der Filmemacherin mit dem Projekt und die parallelen Erzählstränge intensivieren die narrative Tiefe und emotionale Resonanz des Films.
Hergueras Engagement für dieses Projekt erstreckt sich über ein Jahrzehnt, beginnend mit einer Crowdfunding-Kampagne im Jahr 2012, die es ermöglichte, eine Reihe von Workshops in Indien durchzuführen. Diese Workshops, die sich um Hossains Sultanas Traum drehten, förderten nicht nur die kulturelle und kreative Auseinandersetzung mit dem Stoff, sondern auch die feministische Reflexion und Diskussion. Ein Drehbuchstipendium der baskischen Regierung trug weiter zur Verwirklichung des ambitionierten Filmprojekts bei.
Besonders hervorzuheben ist die Kollaboration mit einer Frauenkooperative in Indien seit 2013, die dem Film Authentizität und eine tiefere kulturelle Verankerung verliehen hat. Diese Zusammenarbeit und der kreative Austausch mit indischen Künstlern und Handwerkern bereicherten den Film um authentische Perspektiven und handwerkliche Fertigkeiten, insbesondere in der Darstellung von Ladyland.
Die thematische Vielschichtigkeit von Sultanas Traum berührt nicht nur Fragen der Gendergerechtigkeit und Emanzipation, sondern reflektiert auch auf universelle Themen wie Sicherheit, Kreativität und den Wunsch nach einer besseren Welt. Der Cameo-Auftritt von Professor Mary Beard unterstreicht die historische und kulturelle Dimension des Films und verbindet die narrative Ebene mit einem breiteren akademischen Diskurs über Frauen in der Gesellschaft.
Insgesamt ist Sultanas Traum ein Kunstwerk, das durch seine innovative Verbindung von Erzählung, Animationstechnik und feministischer Botschaft beeindruckt. Es würdigt nicht nur Rokeya Sakhawat Hossains literarisches Erbe, sondern setzt sich auch kritisch mit der aktuellen gesellschaftlichen Situation von Frauen auseinander. Der Film lädt zu einer tiefgehenden Reflexion über die Rolle der Frau in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein und ist damit ein wichtiger Beitrag zur kulturellen und gesellschaftlichen Debatte.
Text auf Basis unserer Filmkritik aus dem Podcast mit Hilfe von K.I. ausformuliert.
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Dieser Podcast wurde von Daniel in unserem Studio in Berlin aufgenommen.